Auswanderung

Bild Auswanderungsakten
Bürgerrechts-Verzichts-Urkunde des Königreichs Württemberg, Oberamt Neckarsulm (Landesarchiv BW, StAL F 187 Bü 44)

Vermehrt seit dem 18. Jahrhundert wanderten Menschen, alleine oder im Familienverbund, in größerer Zahl aus dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg aus. Ihre bevorzugten Ziele lagen zunächst in Ost- und Westeuropa, im 19./20. Jahrhundert kamen v.a. Nord- und Südamerika in den Blick. Die angestammte Heimat wurde aus unterschiedlichsten Motiven verlassen: Wirtschaftliche, religiöse, soziale oder politische Gründe lagen einer Auswanderung zugrunde.

Welche Informationen benötigen Sie, um mit der Suche beginnen zu können?

Für Recherchen im Archivgut des Landesarchivs sind einige Vorinformationen wichtig:

  • Name der gesuchten Person
  • Lebensdaten der gesuchten Person
  • Heimatort des Auswanderers sowie Zeitraum der Auswanderung

Je genauer und vollständiger diese Angaben sind, desto zielgerichteter kann man in den Beständen recherchieren und gefundene Treffer sicher einer gesuchten Person zuordnen.

Wo können Sie mit Ihrer Suche starten?

Ein erster Rechercheeinstieg kann über die Auswanderer-Datenbank desThemenmoduls "Auswanderung aus Südwestdeutschland" im landeskundlichen Informationsportal LEO-BW erfolgen. Dabei ist sowohl eine Suche nach Orten als auch nach Namen möglich.
Auch einschlägige Literatur und die Seiten genealogischer Vereine können erste Hinweise bieten (z.B. GenWiki).

Welche Unterlagen können Sie im Landesarchiv Baden-Württemberg finden?

Die Auswanderung berührte die Hoheitsrechte eines Staates und die jeweiligen Landesherrschaften versuchten daher, das Verfahren über Dekrete und Verordnungen zu steuern. Dies konnte je nach Interessenlage eines Territoriums die Verhinderung des Wegzugs sein, aber im Gegenteil auch eine Quasi-Abschiebung bestimmter Personengruppen oder aber die gezielte Anwerbung für bestimmte Gebiete.

Weil mit der Aus- bzw. Einwanderung hoheitliche Rechte betroffen waren, musste bei den jeweils zuständigen Behörden einer Landesherrschaft um Genehmigung dafür nachgesucht werden. Entsprechender Schriftverkehr findet sich in verschiedenen Beständen, insbesondere Akten über die Entlassung aus der Leibeigenschaft (Manumission) bzw. aus der Staatsangehörigkeit bieten viel Material.

Bei einer Suche hilfreich sind auch Rechnungsunterlagen der Finanz- und Kameralbehörden zur Entrichtung von Manumissionsgebühren oder Nachsteuerzahlungen.

Die Tätigkeit der teils offiziellen, teils illegalen Auswanderungsagenten und Werber hat ebenfalls schriftlichen Niederschlag gefunden und kann für Recherchen genutzt werden.

Den offiziellen Weg schlugen jedoch bei weitem nicht alle Auswanderungswilligen ein. Sowohl die aus politischen Gründen außer Landes Flüchtenden als auch die wegen Überschuldung Wegziehenden taten dies in aller Regel nicht. Ein heimlicher Wegzug konnte dann ggf. zu Klagen und Prozessen von Geschädigten (Stichwort: nicht bezahlte Schulden) führen. Gerichts- und Nachlassakten enthalten daher Informationen über solche Ausgewanderte. Gerade Erbschaftsunterlagen können Hinweise auf im Ausland lebende bzw. nach auswärts verzogene Miterben oder Nachlasser erbringen.

Mit amtlichen Bekanntmachungen und Suchanzeigen in Zeitungen wurden potentiell Geschädigte bzw. Erben aufgefordert, ihre Ansprüche geltend zu machen. Auch in dieser Quellengattung sind also Informationen über Auswanderer zu finden.

Ab dem 19. Jahrhundert waren die Bezirks- bzw. Oberämter als untere Verwaltungsbehörden in Baden, Württemberg und Hohenzollern die für eine Auswanderung zuständigen Stellen. Die einschlägigen Bestände für den badischen Landesteil sind im Staatsarchiv Freiburg und im Generallandesarchiv Karlsruhe zu finden. Württembergische Oberamtsbestände verwahren das Staatsarchiv Ludwigsburg sowie das Staatsarchiv Sigmaringen, dort ist auch die hohenzollerische Überlieferung zu finden.