Auf der Suche nach Ihren Vorfahren? Erste Schritte in der Familienforschung
Familienforschung ist ein spannendes Hobby. Damit Sie dabei viel Freude haben, möchten wir in den folgenden Zeilen einige erste Hinweise geben. Unter Punkt 1-10 erklären wir Ihnen, was alles zu beachten ist, Punkt 11 erläutert dann noch einmal alles Schritt für Schritt.
1. Klären Sie für sich Ihr Ziel!
Wer Familienforschung betreibt, will mitunter in erster Linie eine Stammtafel (umgangssprachig „Stammbaum“) erstellen. Wer so vorgeht, wird sich darauf konzentrieren, die Namen und Lebensdaten seiner Vorfahren herauszufinden und diese in den richtigen Verwandtschaftszusammenhang einzuordnen.
Familienforschung kann aber auch heißen, sich über diese Daten hinaus mit der Lebensgeschichte und den Lebensverhältnissen der eigenen Vorfahren zu beschäftigen. Auch in diesem Fall beginnen Sie Ihre Forschungen damit, ein erstes „Personengerüst“ zu erstellen. Parallel dazu können Sie jedoch zu Beruf und gesellschaftlicher Stellung, wirtschaftlichem Wohlergehen oder sozialem Milieu Ihrer Vorfahren recherchieren und sich dafür interessieren, inwiefern diese in besondere Ereignisse wie Kriege und Seuchen, Gerichtsverfahren etc. verwickelt waren.
Unser Tipp: Verzetteln Sie sich nicht! Bei der großen Zahl der Vorfahren ist es sinnvoll, sich auf einzelne Personen oder jedenfalls eine bestimmte Familienlinie zu beschränken.
2. Suchen Sie alle in Ihrer Familie vorhandenen Informationen zusammen!
Befragen Sie die Verwandtschaft und suchen Sie nach Stammbüchern, Geburts- und Sterbeurkunden, Briefen, Testamenten, Fotos, nach einem eventuell noch vorhandenen Ahnenpass usw.
Unser Tipp: Persönliche Erinnerungen bieten wertvolle Ergänzungen zu schriftlichen Unterlagen. Seien Sie sich trotzdem bewusst, dass Erinnerungen oft nicht zuverlässig sind und die Vergangenheit stark verändert wiedergeben.
3. Gehen Sie systematisch vor!
Werten Sie zunächst die gesammelten Informationen aus. Arbeiten Sie sich anschließend anhand der Personenstandsregister (in Baden-Württemberg zurück bis 1870/74/76) und anhand der Kirchenbücher (je nach Gegend zurück bis ins 17. oder 16. Jahrhundert) Schritt für Schritt in die Vergangenheit vor, indem sie sich vom Geburtseintrag einer Person und den dort vermerkten Eltern zum Heiratseintrag (und Sterbeeintrag!) der Eltern und von dort zu deren Geburtseintrag und der Nennung von deren Eltern (der Großeltern) usw. weiterhangeln.
Wie das funktioniert, erklärt Ihnen unser Rechercheratgeber Familienforschung: Lebensdaten.
Unser Tipp: Überspringen Sie keinen dieser Teilschritte und schon gar keine ganze Generation. Haben Sie einmal eine falsche Verbindung hergestellt, werden Sie dieser falschen Fährte ab diesem Moment folgen, ohne es zu merken. Lässt sich eine Generationenfolge nicht eindeutig rekonstruieren, halten Sie diese Unsicherheit fest. Zumindest in der jüngeren Vergangenheit ist es fast immer möglich, diese Unklarheiten anhand anderer Quellen aufzulösen.
4. Notieren Sie zu jeder Information die Quelle!
Nur so können Sie die jeweilige Information später noch einmal überprüfen, wenn Ihnen aufgrund neuer Informationen Zweifel an einem Detail kommen. Außerdem sind Ihre Ergebnisse sonst für jeden, der Ihre Forschungen später fortsetzen will, wertlos, weil man sie nicht überprüfen und auch nur schwer daran anknüpfen kann. Zentrale Informationen in handschriftlichen Quellen schreiben Sie idealerweise gleich wortwörtlich ab („transkribieren“).
5. Halten Sie Ordnung!
Legen Sie für jede Person ein Datenblatt [Vorlage zum Download] an. Auf Wunsch können Sie zudem auf eine breite Auswahl von Genealogie-Software zurückgreifen, wobei für die reine Datenverarbeitung schon einfache, teilweise kostenlose Programme ausreichen. Kostenpflichtige Produkte bieten weitere Funktionen wie statistische Auswertung, automatische Abgleiche mit Online-Datenbanken oder mehr Optionen zur grafischen Darstellung von Familienstrukturen. Achten Sie bei der Auswahl des Programms darauf, dass es das GEDCOM-Format (.ged) unterstützt. Da dieses das gebräuchlichste Dateiformat ist, können Sie so später zu einer anderen Software zu wechseln und einen Datenaustausch mit anderen Forschern vorzunehmen.
6. Nutzen Sie das Internet wohldosiert und kritisch!
Ob Internetforen oder Familienforscherdatenbanken: Was Sie dort finden, ist eine kleine, normalerweise unvollständige Auswahl an Quellen aus den Archiven, die nach Personennamen verschlagwortet wurden. Was Ihnen auf diese Weise – in Form von Personennamen, Lebensdaten und Verwandtschaftszusammenhängen – dargeboten wird, ist aber oft fehlerhaft oder gar völlig falsch.
Unser Tipp: Übernehmen Sie fremde Informationen oder gar Personenketten und Verwandtschaftszusammenhänge nie ungeprüft. Im besten Fall sind das gute Anregungen, die Ihnen auf die Sprünge helfen, an welchem Ort und in welchen Quellen Sie Ihre Suche fortsetzen müssen. Kennzeichnen Sie daher fremde Informationen genau und überprüfen Sie diese unbedingt, ehe sie auf deren Basis weitergehende Forschungen aufbauen. Im Übrigen gilt: Das Internetangebot ist lediglich „die Spitze des Eisbergs“, in den Archiven liegt viel mehr.
Außerdem ist zu beachten: Lassen Sie sich vom scheinbar schnellen Erfolg nicht verführen: Derselbe Name am richtigen Ort heißt noch lange nicht, dass Sie wirklich einen Vorfahren vor sich haben. Da sollten Geburts- und Sterbedatum schon exakt übereinstimmen. Ansonsten gilt wie unter Punkt 3: Arbeiten Sie sich Schritt für Schritt systematisch vor und überprüfen Sie alle Ergebnisse der Datenbanksuche anhand der Originalquellen in den Archiven.
7. Nutzen Sie Ortsfamilienbücher, Auswandererverzeichnisse und Co.!
Ortsfamilienbücher, Auswandererverzeichnisse und andere Hilfsmittel helfen, um bei der Familienforschung schneller voranzukommen. Machen Sie sich jedoch bewusst, welche Quellen der jeweilige Forschende ausgewertet hat (in den meisten Fällen nur die Kirchenbücher!). So wissen Sie, wo sich die Suche außerdem noch lohnt. Außerdem gilt auch hier: Wer sichergehen will, sollte die angebotenen Informationen überprüfen. Qualitätsvolle Hilfsmittel geben jeweils die Quelle an. Tun sie das nicht, lassen Sie das entsprechende Werk bitte von Anfang an beiseite.
8. Nutzen Sie eine DNA-Analyse mit Bedacht!
Eine DNA-Analyse ist kein Wundermittel. Sie kann die Region eingrenzen, aus denen die jeweiligen Vorfahren vermutlich stammten. Sie ist beispielsweise dann nützlich, wenn Sie den Verdacht haben, dass ein US-amerikanischer Besatzungssoldat nach dem Zweiten Weltkrieg eine Rolle spielen könnte. Eine DNA-Analyse dient in diesem Fall der Überprüfung Ihrer Vermutung und ist Grundlage für eine Anfrage bei einer konkreten Stelle, die das Ergebnis anhand der dortigen Aktenlage überprüfen muss. Eine DNA-Analyse kann aber auch zu einer Übereinstimmung mit anderen Probanden führen, so dass Sie einen Anhaltspunkt für eine wahrscheinliche Verwandtschaft erhalten. Diese wäre dann anhand anderer Quellen zu überprüfen. Ist die Verwandtschaftsbeziehung bewiesen, können Sie untereinander die Ergebnisse Ihrer Familienforschungen austauschen. Doch gilt auch hier: Überprüfen sollte man Hinweise aus zweiter oder dritter Hand immer.
9. Besuchen Sie unsere Archive im Lesesaal oder im Internet!
Suchen Sie das Original, nicht die Kopie! Die allermeisten Informationen, die irgendwo zusammengetragen wurden, finden sich in den Archiven – und dazu noch viel, viel mehr. Die meisten Datenbanken berücksichtigen nur das Archivgut des 19. Jahrhunderts oder die Kirchenbücher. Daneben gibt es aber auch noch eine große Zahl anderer Quellen, die Ihre Familienforschung in eine tiefere Vergangenheit oder zur Lebensgeschichte der jeweiligen Personen führen können.
Unser Tipp: Erkundigen Sie sich in einem Archiv Ihres Vertrauens nach den einschlägigen Quellen und der richtigen Vorgehensweise. Wir helfen weiter und vermitteln Sie im Zweifelsfall auch an das richtige Archiv. Und das ganz umsonst!
10. Die Erforschung der Familiengeschichte ist eine Entdeckungsreise, kein Sonntagsausflug!
Nehmen Sie sich die Zeit dafür und lassen Sie sich davon belohnen, neue Erfahrungen zu sammeln und die immer wieder neuen Rätsel mit detektivischem Spürsinn zu knacken. Gerade die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte und dem Lebensumfeld Ihrer Vorfahren macht oft große Freude.
11. Und nun ans Werk: die ideale Vorgehensweise Schritt für Schritt!
1) Suchen Sie zunächst nach allen Informationen, die in der Familie noch zu bekommen sind, und werten Sie diese kritisch aus.
2) Erarbeiten Sie im zweiten Schritt eine Personenabfolge (eine Ahnentafel) – anhand der in der Familie gesammelten Informationen, anhand der staatlichen Personenregister (ab 1870/74/76) und der Kirchenbücher (je nach Ort zurück bis in die 1520er/50er Jahre). Visualisieren Sie die Ergebnisse nach Wunsch in einer Ahnentafel. Nutzen Sie dazu folgenden Rechercheratgeber:
- Familienforschung: Lebensdaten Familienforschung: Lebensdaten
- Erstellung einer Ahnentafel [wird nachgeliefert]
3) Erforschen Sie die Lebensgeschichte und Lebensverhältnisse Ihrer Vorfahren, Ihre Familiengeschichte
Greifen Sie dazu auf die in den Archiven verfügbaren Quellen zurück, ausgehend von den typischerweise einschlägigen seriellen Quellengattungen. Nutzen Sie dazu den folgenden Rechercheratgeber:
- Familienforschung: Lebensgeschichte und Lebensumstände Familienforschung: Lebensgeschichte und Lebensumstände
Für Rückfragen zu Ihrem konkreten Familienforschungsprojekt stehen wir gerne zur Verfügung. Auch Rückmeldungen zu diesem Rechercheratgeber sind sehr willkommen.
Zum Weiterlesen: Leitfaden der Genealogie des Vereins für Computergenealogie