Angebote für Schulen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Geschichte hautnah – archivpädagogische Angebote des Hauptstaatsarchivs Stuttgart
Die Arbeit mit den einmaligen, originalen und authentischen Quellen der Vergangenheit, die in Archiven aufbewahrt werden, hat einen ganz besonderen Reiz. Geschichte wird im doppelten Sinn "greifbar" und außerdem durch den regionalen und lokalen Bezug authentischer und persönlicher. Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart reicht das Archivgut von mittelalterlichen Urkunden über politische Verträge, Karten, Plakate, Filme bis zu digitalen Informationsträgern – vielfältige Quellen, mit denen sich die Vergangenheit rekonstruieren und erforschen lässt. Schülerinnen und Schüler – wie ihre Lehrerinnen und Lehrer! – erhalten an diesem spannenden Lern- und Forschungsort einen unmittelbaren Zugang zur Vergangenheit und lernen das Archiv als "begehbares Gedächtnis" des Landes kennen. Zugleich erfahren sie etwas über den Weg eines Dokuments von seiner Entstehung bis ins Magazin sowie seine Aufbewahrung und Konservierung über Jahrhunderte hinweg. Es gibt also viele Gründe und Möglichkeiten, Archive und ihre Quellen in den Unterricht einzubeziehen.
Programmangebot
Das archivpädagogische Angebot des Hauptstaatsarchivs besteht aus unterschiedlichen Formaten und ist inhaltlich vielfältig. Es setzt sich zusammen aus a) dem Basismodul "Hausführung" und b) verschiedenen inhaltlichen Modulen und die für den Unterricht verwendet werden können. Bei den inhaltlichen Modulen handelt es sich um Workshops, Quellenarbeiten und thematische Präsentationen, deren Intensität und Länge sich unterscheiden bzw. bedarfsorientiert angepasst werden können. Jedes inhaltliche Modul kann mit dem Basismodul "Hausführung" kombiniert werden.
Ergänzend bieten wir auch spezielle Führungen für Schulklassen durch unsere aktuellen Ausstellungen an.
Zielgruppe
Die archivpädagogischen Angebote des Hauptstaatsarchivs richten sich überwiegend an die Mittel- und Oberstufe weiterführender Schulen. Bei Bedarf können auch Führungen für Grundschülerinnen und Grundschüler angeboten werden. Für den Besuch im Archiv ist kein Vorwissen notwendig; allerdings ist es wünschenswert, dass die Besuchergruppe eine grobe Orientierung über die Zeit mitbringt, zu der sie arbeiten soll. Alle Angebote sind kostenlos.
Anmeldung und Information
Die Anmeldung erfolgt per Mail an hstastuttgart@la-bw.de. Weitere Informationen telefonisch unter +49 (0)711/212-4335.
Im Rahmen einer altersgerechten Führung erhalten die Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Funktionsweise eines Archivs. Der Rundgang führt auch in die sonst nicht öffentlich zugänglichen Magazine und beinhaltet eine Führung durch die Restaurierungswerkstatt. Die Hausführung dauert ca. 1,5 Stunden und kann mit einem der inhaltlichen Module kombiniert werden.
Inhaltliche Module
Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart bietet unterschiedliche inhaltliche Module an. Die Programmangebote reichen von kurzen Präsentationen, zum Bei-spiel zu im Unterricht behandelten Themen, über das gemeinsame Lesen eines historischen Schriftstücks bis hin zu einer intensiven Auswertung von Archivalien unter bestimmten Fragestellungen. Viele der Angebote sind als Gruppenarbeiten konzipiert. Die Workshops bzw. Quellenarbeiten können mit dem Basismodul „Hausführung“ kombiniert werden. Darüber hinaus sind thematische Führungen und Quellenarbeiten zu vielen weiteren Themen nach Absprache möglich. Folgende inhaltliche Module wurden bereits vorbereitet:
Als eines der einschneidendsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts, als "Urkatastrophe", prägte der Erste Weltkrieg auch den deutschen Südwesten. Die Technisierung des Krieges, das Leben und Sterben an der Front sowie der Umgang mit der als unverdient empfundenen Niederlage formten die Kriegserfahrung. Wie erlebten die Soldaten den Alltag an der Front? Wie nahmen die Bürgerinnen und Bürger in der Heimat den Krieg wahr? Deckten sich die Kriegserfahrungen mit dem Bild, das die staatliche Propaganda zeichnete? Archivische Quellen wie Ego-Dokumente und bildliche Darstellungen ermöglichen einen personalisierten und anschaulichen Zugang auf die dramatischen, folgenreichen Geschehnisse.
Der Schwerpunkt des Moduls liegt auf dem komplexen Verhältnis von Kriegspropaganda und der zeitgenössischen Wahrnehmung der Kriegswirklichkeit. In Gruppenarbeiten beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Plakaten zur Bewerbung der Kriegsanleihe, lernen den Frontalltag anhand von Feldpostbriefen kennen, untersuchen Fotos aus den Stellungen in Frankreich und analysieren die Mobilisierung von Frauen für den Krieg in der Heimat.
Das archivpädagogische Modul eignet sich für den Geschichtsunterricht ab der 7. Klassenstufe. Die Dauer beträgt ca. 90 Minuten. Vorkenntnisse sind notwendig.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 7 Dauer: Ca. 90 Min. Art des Programms: Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Notwendig
Die mit dem Matrosenaufstand in Kiel einsetzende Novemberrevolution breitete sich in der Endphase des Ersten Weltkrieges auf das gesamte Reich aus. Vielerorts wurden Arbeiter- und Soldatenräte gegründet. Als sich die Situation am 9. November reichsweit zuspitzte, hissten die Aufständischen in Stuttgart an strategischen Punkten symbolisch rote Fahnen. In allen deutschen Ländern stürzte die Monarchie, wobei König Wilhelm II. von Württemberg am 30. November als letzter deutscher Monarch abdankte.
Die Bildungsstandards im Fach Geschichte sehen sowohl für die 8./9. Klasse als auch für die gymnasiale Oberstufe die Behandlung des Themas "Novemberrevolution" vor. Zur Vertiefung dieses zentralen Unterrichtsinhalts bietet das Hauptstaatsarchiv Stuttgart das archivpädagogische Modul "Rote Fahnen über dem Wilhelmspalais" an. Anhand einer exemplarischen Auswahl zeitgenössischer Quellen (Briefe des Königs, Flugblätter und Zeitungsausschnitte) wird Schülerinnen und Schülern ein multiperspektivischer Zugang zu den politischen Umwälzungen des turbulenten 9. November in Württemberg eröffnet. Mit diesen können sich die Schülerinnen und Schüler nach einer kurzen Einführung in die Landesgeschichte intensiv in Gruppen auseinandersetzen.
Das Modul eignet sich ab der 8. Klassenstufe. Die Dauer beträgt ca. 90 Minuten. Voraussetzung ist die vorherige Thematisierung der Novemberrevolution im Unterricht, um eine vergleichende Perspektive auf die revolutionären Geschehnisse im Reich und in Württemberg zu ermöglichen.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 8 Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Einführung + Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Notwendig (Behandlung im Unterricht)
Rechts–) Populismus – ein Begriff, auf den man heutzutage immer wieder in Zeitungen oder den Nachrichten stößt. Doch was ist (Rechts–) Populismus eigentlich? Welche Merkmale bestimmen dieses Phänomen? Wie treten populistische Akteure auf? Und wo liegen die Ursachen für die Entstehung von Populismus? Handelt es sich lediglich um eine gegenwärtige Problematik oder lassen sich auch Parallelen zu anderen Zeiten, insbesondere zur Weimarer Republik, herausarbeiten?
Diesen und weiteren Fragen gehen die Schülerinnen und Schüler in diesem archivpädagogischen Modul gemeinsam nach. Die Schülerinnen und Schüler erhalten dabei, nach einer allgemeinen Einführung zum Thema (Rechts-) Populismus, einen tieferen Einblick in die Weimarer Zeit. In Form einer Quellenarbeit mit zeitgenössischen Archivalien wie Flugblättern und Zeitungsartikeln gewinnen sie Kenntnisse der politischen und gesellschaftlichen Situation Württembergs und Deutschlands von 1918 bis 1933. Ziel dieses Moduls ist es, den Schülerinnen und Schülern die Hintergründe, Sprache und Muster des Rechtspopulismus am Beispiel der Weimarer Zeit zu verdeutlichen. Zugleich können sie zum aufmerksamen Beobachten und Hinterfragen der heutigen politisch-gesellschaftlichen Situation angeregt werden.
Das archivpädagogische Programm eignet sich in erster Linie für die Mittel- und Oberstufe im Zuge des Geschichts- oder Gemeinschaftskundeunterrichts. Das Modul dauert etwa 90 Minuten. Einen allgemeinen Wissenstand zur Weimarer Republik wäre wünschenswert, ist aber für die Bearbeitung der Quellen nicht zwingend notwendig.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Mittel- und Oberstufe (Geschichts- und Gemeinschaftskunde) Dauer: 90 Minuten Art des Programms: Einführung + Quellen- und Gruppenarbeit Vorkenntnisse: Erwünscht (zum Thema Weimarer Republik)
Ob Fälschungen, Gerüchte, Verschwörungstheorien, Lügen oder Propaganda: Das Phänomen der gezielten Verbreitung von Falschinformationen ist keinesfalls neu.
In den Beständen des Hauptstaatsarchivs Stuttgart finden sich zahlreiche Beispiele für Des- und Falschinformationen aus den vergangenen Jahrhunderten. Die Motive und Ziele der Akteure sind zahlreich: Mal geht es um wirtschaftliche Vorteile, die Schädigung politischer Konkurrenten oder die Diffamierung und Ausgrenzung ganzer sozialer Gruppen. Daneben sind auch die Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit und die daraus resultierenden Strategien der Journalisten, sich gegen Zensur und Angriffe zur Wehr zu setzen, ein Aspekt des Themenkomplexes "Fake oder Fakt". Die für das Modul vorliegenden Beispiele reichen dabei von mittelalterlichen Urkundenfälschungen über das "Medienereignis" Reformation bis hin zu NS-Propaganda und propagandistischen Flugschriften der RAF, mit denen die Schüler eigenständig in Gruppen arbeiten können.
Das Modul kann sowohl an den regulären Geschichtsunterricht der Mittel- und Oberstufe anknüpfen, als auch eine in sich abgeschlossene Unterrichtseinheit bilden. Aufgrund der Vielseitigkeit des Themas bieten sich zudem fächerübergreifende Projekte oder Themenblöcke an, die etwa den Deutsch-, Ethik- oder Religionsunterricht miteinbeziehen. Die Veranstaltung dauert ca. 90 Minuten.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Mittel- und Oberschule Dauer: ca. 90 Minuten Art des Programms: Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Nicht notwendig
Wahlplakate und Flugblätter sind aus modernen Wahlkämpfen nicht mehr wegzudenken. Sie sind – neben Wahlwerbespots in Fernsehen und Internet – das wichtigste Medium, um potentielle Wähler anzulocken.
Dabei ist das politische Plakat keine moderne Erfindung. Schon die frühen Drucker brachten Einblattdrucke, Zeitungen und Flugschriften heraus. Öffentliche Anschläge (Maueranschläge) mit politischen Inhalten spielten in der Französischen Revolution eine große Rolle, und in den politisch bewegten Zeiten um 1848 fanden sie auch in Deutschland rasch Verbreitung. Bedingt durch neue technische Möglichkeiten wurden Plakate seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch farbig und in hoher Qualität und Auflage vervielfältigt, sodass sie sich zu einem integralen Bestandteil der visuellen Kommunikation entwickelten. Auch die in der Regel weniger aufwendig gestalteten Flugblätter waren bzw. sind ebenso bedeutende Kommunikationsmittel in Wahlkämpfen.
In diesem archivpädagogischen Modul können sich die Schülerinnen und Schüler ausgewählte Plakate und Flugblätter in Gruppen erschließen und auf anschauliche Weise einen Einblick in das damalige gesellschaftliche und politische Leben gewinnen. Thematisch wird ein breites Spektrum abgedeckt: Die Bildung einer provisorischen Regierung Württembergs und die Wahl zur Nationalversammlung 1919, die Reichspräsidentschaftswahlen 1932, die Nachkriegszeit sowie die Westintegration und Wiederbewaffnung (1952-1967).
Das Modul eignet sich für Gruppen ab der 10. Klassenstufe sowie für den Unterricht in den Fächern Geschichte und Gemeinschaftskunde. Die Dauer beträgt ca. 90 Minuten. Die Quellenarbeit erfordert Vorkenntnisse zu den oben genannten Themen.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab 10. Klasse (Geschichte- und Gemeinschaftskunde) Dauer: 90 Min. Art des Programms: Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Notwendig (zu den oben genannten Themen)
1933 lebten in den Ländern Baden, Württemberg und Hohenzollern etwa 31.000 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Während des Nationalsozialismus waren sie zur Emigration gezwungen oder wurden in Konzentrations- und/oder Vernichtungslager deportiert. Bis 1945 wurden 8500 Menschen aus dem Territorium des späteren Baden-Württemberg ermordet.
1962 richtete das Land Baden-Württemberg beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart eine zeithistorische Dokumentationsstelle ein, deren Aufgabe es war, die Schicksale der jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Südwestdeutschland zu erforschen. Anhand von Akten aus zahlreichen Behörden und Archiven, die von den Mitarbeitern der Dokumentationsstelle systematisch ausgewertet wurden, sowie anhand umfangreicher Korrespondenzen sollten die Einzelschicksale der Verfolgten erfasst werden. Eine besondere Rolle spielten hierbei standardisierte Fragebögen, die direkt an die Gemeinden der einzelnen Landesteile versandt wurden. Bis zum Abschluss des Projekts 1968 konnte die Dokumentationsstelle knapp 90 Prozent der jüdischen Einzelschicksale im deutschen Südwesten in der Zeit des Nationalsozialismus aufklären. Ihre Ergebnisse wurden in sechs Bänden publiziert, die über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus große Beachtung fanden.
Das Modul ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, jüdische Einzelschicksale in Form von Gruppenarbeiten zu erforschen sowie die Aufarbeitung der NS-Zeit in der Nachkriegszeit kritisch zu reflektieren. Vor der selbständigen Quellenarbeit erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Einführung, die sie mit der Arbeitsweise der Dokumentationsstelle und dem historischen Hintergrund der 1960er Jahre vertraut macht.
Das Programm eignet sich in erster Linie für den Geschichtsunterricht in der Mittel- und Oberstufe bzw. für Schülerinnen und Schüler ab der 9. Klasse. Das Programm dauert ca. 90 Minuten. Vorkenntnisse über die Judenverfolgung während des Nationalsozialismus aus dem Geschichtsunterricht sind notwendig.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 9 (Mittel- und Oberstufe) Dauer: Ca. 90 Min. Art des Programms: Einführung + Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Notwendig (Judenverfolgung während des Nationalsozialismus)
Was hat es mit dem frühneuzeitlichen Phänomen der Hexenverfolgung auf sich? Wer oder was waren Hexen, was zeichnete sie aus? Die in der frühen Neuzeit verbreitete Vorstellung von "Hexen" resultiert aus dem im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit allgegenwärtigen Aberglauben –und hatte massive Konsequenzen für die Betroffenen. Verdächtigungen und Verleumdungen wegen Hexerei gehörten zum Alltag der Bevölkerung. Allein im Herzogtum Württemberg wurden zwischen 1497 und 1750 über 350 Untersuchungen und Gerichtsverfahren gegen Hexen aktenkundig. Von Ermittlungen, Verhaftungen und Anklagen waren weit über 600 Personen betroffen. In diesem Zeitraum sind 197 Hinrichtungen in den Akten dokumentiert. Ein prominentes Beispiel ist der Fall der Katharina Kepler, der Mutter des Astronomen und Gelehrten Johannes Kepler, die 1615 infolge eines Streites von einer Nachbarin als Hexe bezeichnet wurde. Sie wurde über ein Jahr gefangen gehalten und auch mit Folter bedroht, aber schließlich aufgrund der Bemühungen ihres Sohnes freigesprochen. Zu diesem und weiteren Fällen bietet das Hauptstaatsarchiv ein archivpädagogisches Modul an, das neben einer Einführung in die Hexenverfolgung auch die Arbeit mit originalen Quellen beinhaltet. Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich die Quellen in Form einer Gruppenarbeit und gewinnen über Einzelschicksale Einsicht in die zeitgenössische Vorstellungswelt.
Das Programm eignet sich in jeweils unterschiedlichen, altersgerechten Varianten für die Unter-, Mittel- und Oberstufe bzw. für Schülerinnen und Schüler ab der 4. Klasse im Rahmen des Geschichtsunterrichts. Die Dauer des Moduls beträgt ca. 90 Minuten.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: ab Klasse 4 (altersgerechte Varianten für Unter-, Mittel- und Oberstufe) Dauer: 90 Minuten Art des Programms: Einführung + Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Nicht notwendig
1784 ereignete sich in Uhlbach bei Stuttgart ein spektakulärer, grausamer Kriminalfall. Anna Maria Ohnmaiß, die Tochter des Schultheißen, war ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Vetter eingegangen. Bald darauf verbreitete sich das Gerücht, dass Anna Maria ein Kind erwarten sollte. Diese wies aber alle Schuld von sich und beteuerte, nicht schwanger zu sein. Im Oktober desselben Jahres schließlich entschloss sich der Ortspfarrer, seinen Verdacht der Obrigkeit anzuzeigen. Doch seine Initiative kam zu spät: Anna Maria tötete ihr neugeborenes Kind. Die Tat wurde entdeckt, Anna Maria Ohnmaiß vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und anschließend begnadigt.
Warum verleugnete Anna Maria ihre Schwangerschaft? Welche Motive führten zu der Tat? Was verrät der Fall über die spezifische gesellschaftliche Situation von Frauen? Antworten auf diese und andere Fragen finden die Schülerinnen und Schüler in Anna Marias Akte. Anhand von ausgewählten Quellen können sie den Fall Anna Maria Ohnmaiß "neu aufrollen".
Das archivpädagogische Programm eignet sich für alle Gruppen ab der siebten Klassenstufe und dauert ca. 90 Minuten.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 7 Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Quellenarbeit Vorkenntnisse: Nicht notwendig
Umweltpolitik und Nachhaltigkeit sind keineswegs Erfindungen des 20. Jahrhunderts, sondern waren bereits vor der industriellen Revolution von großer Bedeutung für die damaligen Gesellschaften. Umweltgeschichte ist dabei keineswegs nur eine reine "Katastrophengeschichte", sondern sie präsentiert sich als vielschichtiges Feld, auf dem Mensch und Natur in der Frühen Neuzeit interagierten. Der historische, quellengestützte Zugang verdeutlicht die Unterschiede zwischen den Zeitgenossen der Frühen Neuzeit und des 21. Jahrhundert; während erstere die Abhängigkeit von ihrer natürlichen Lebensgrundlage noch stärker spürten, steht für letztere eher ihr Schutz im Vordergrund.
Schülerinnen und Schüler können, indem sie sich in Kleingruppen mit originalen Quellen des 16. und 19. Jahrhunderts befassen, ein Bewusstsein für die vielfältigen Beziehungen zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Umwelt entwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Landwirtschaft, Seuchen und Waldbau in der Frühen Neuzeit, Wetter– und Wasserschäden sowie die Bekämpfung von Schädlingen.
Anknüpfend an die übrigen Angebote zum Thema "Umweltgeschichte" auf dem Landesbildungsserver ist der vorliegende Unterrichtsvorschlag interdisziplinär angelegt. Auch wenn der Lernort "Archiv" und der praktische Umgang mit archivalischen Quellen in erster Linie für den Geschichtsunterricht infrage kommt, eignet sich der Vorschlag ebenso für alle anderen gesellschaftswissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Fächer, in deren Lehrplan die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz vorgesehen sind. Ausgelegt ist das Programm für die Klassenstufen 7 bis 9. Es dauert ca. 90 Minuten.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Klasse 7-9 Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Nicht notwendig
Die älteste Urkunde, die im Hauptstaatsarchiv verwahrt wird, stammt aus dem Jahr 814 und wurde von Ludwig dem Frommen ausgestellt, dem Nachfolger Karls des Großen. Mit diesem Dokument wird das Kloster Ellwangen unter den kaiserlichen Schutz gestellt.
Mittelalterliche, über tausend Jahre alte Urkunden wie diese bringen eine besondere Faszination mit sich. Die Beschäftigung mit ihnen vermitteln plastische Einblicke und ein konkretes Verständnis für eine fern erscheinende Zeit. In diesem archivpädagogischen Modul setzen sich die Schülerinnen und Schüler eigenständig mit ausgewählten Textstücken der Urkunde auseinander und erschließen sich den Inhalt des schwer verständlichen Dokuments Stück für Stück. Dadurch wird ihre Neugier für diese fremde Welt des Mittelalters gesteigert und ihr Spürsinn geweckt.
Das von Dr. Michael Hoffmann, Peutinger–Gymnasium Ellwangen, erstellte Programm wurde bereits sehr erfolgreich mit einer 8. Klasse im Hauptstaatsarchiv erprobt. Es eignet sich für den Einsatz im Geschichts- und Lateinunterricht ab Klasse 8. Die Dauer beträgt ca. 90 Minuten. Lateinkenntnisse sind erforderlich.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 8 (Geschichts- und Lateinunterricht) Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Quellenarbeit Vorkenntnisse: Notwendig (Lateinkenntnisse)
Die Industrialisierung bewirkte im 19. Jahrhundert einen rasanten technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel. Dampfbetriebene Maschinen und Eisenbahnen waren vielleicht die markantesten Symbole der nun einsetzenden (Hoch-)Moderne. Sie brachte völlig neue Arbeits- und Wirtschaftsformen hervor, veränderte das Alltagsleben und krempelte die Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur grundlegend um. An der Spitze entstanden ein wohlhabendes Bürgertum und insbesondere der Typus des schwerreichen Industriellen, während sich am unteren Ende der Gesellschaft proletarische Lebensformen ausbildeten. Urbanisierung und Bevölkerungsexplosion waren ebenso Begleiterscheinungen der Industrialisierung wie der moderne Kapitalismus und die neue Gesellschaftstheorie des Marxismus bzw. Sozialismus.
In Württemberg waren die Startbedingungen für die Industrialisierung zunächst ungünstig. Das Königreich war agrarisch geprägt und rohstoffarm. Doch mit ihrem berühmten Erfinder- und Tüftlergeist konnten „die Schwaben“ die Industrialisierung bald gestalten und einen bedeutenden Beitrag zu den technischen Neuerungen der Zeit leisten. Durch weltbekannte Erfinder, die etwa das Auto, den Zeppelin oder die Drai´sche Laufmaschine entwickelten, wurde der Südwesten zu einer der heute wohlhabendsten und am stärksten industrialisierten Regionen der Bundesrepublik.
Nach einer kurzen Einführung studieren und diskutieren die Schülerinnen und Schüler in Gruppen Originalquellen, die Aufschluss über die Industrialisierung und die damit verbundenen Umbrüche geben. Das Modul eignet sich zur Ergänzung des Geschichtsunterrichts ab der 8. Klassenstufe.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 8 Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Orientierungswissen über die Industrialisierung
Der vielseitig begabte Heinrich Schickhardt (1558-1635), der als Architekt, Ingenieur und Stadtplaner wirkte, gilt als einer der größten Baumeister der Renaissance. Er prägte ein halbes Jahrhundert lang das Erscheinungsbild des Herzogtums Württemberg einschließlich der heute französischen Gebiete im Elsass. Unter Herzog Friedrich I. errichtete er nicht nur Städte wie Mömpelgard (heute Montbéliard), Freudenstadt (im Schwarzwald) und Vaihingen, sondern konstruierte auch Brücken wie etwa die Ulrichsbrücke über den Neckar bei Köngen sowie Kirchen, Schlösser, Brunnen, Bäder und Bürgerhäuser. Der Nachlass des Baumeisters wird heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrt; zahlreiche Zeichnungen, Grundrisse und Pläne, aber auch schriftliche Dokumente belegen sein reichhaltiges Schaffen.
Die Schülerinnen und Schüler können, nach einer kurzen Einführung, in Gruppen die Karten und Pläne aus dem Nachlass von Heinrich Schickhardt untersuchen und erhalten so einen lebendigen Eindruck von seinem Wirken. Das Modul dauert 90 Minuten und eignet sich für Schülerinnen und Schüler ab der 4. Klassenstufe. Es kann den Geschichts- bzw. Sachunterricht ergänzen.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 4 Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Gruppen- und Quellenarbeit Vorkenntnisse: Nicht notwendig
Die Ursprünge der Stadt Stuttgart liegen in einem frühmittelalterlichen Gestüt, einem „Stuotgarten“, den Herzog Liudolf von Schwaben der Überlieferung nach wohl 950 einrichten ließ. Ausgehend von diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich die Siedlung zur Residenz der Grafen, Herzöge und späteren Könige von Württemberg. Die zentrale Stellung Stuttgarts als Fürstensitz begünstigte den Aufschwung der heute industriell geprägten Metropole und Hauptstadt Baden-Württembergs.
Auf einer Zeitreise durch die vergangenen tausend Jahre können die Schülerinnen und Schüler die Entwicklung Stuttgarts vom Gestüt über die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Residenz bis hin zur modernen Großstadt anhand von anschaulichen Quellen im Zuge einer Präsentation nachvollziehen. Im Vordergrund sollen nicht nur die Stadt an sich, sondern auch ihre Bewohner stehen.
Das Modul eignet sich für die Ergänzung des Unterrichts in Grundschulen (Sachunterricht) ab der dritten Klassenstufe und dauert etwa 90 Minuten. Da am Ende eine Bastelaktion vorgesehen ist, fallen 1 € Materialkosten pro Person an.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 3 (Grundschule) Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Präsentation Vorkenntnisse: Nicht erforderlich
So wie auch die Sprache einem ständigen Wandel unterliegt, verändert sich auch die Schrift im Lauf der Jahrhunderte. Schon die handgeschriebenen Texte aus der Feder unserer Groß- und Urgroßeltern, die in ihrer Schulzeit die alte Kurrent- oder Sütterlinschrift gelernt haben, können wir in der Regel nicht mehr oder nur mit Mühe lesen. Zudem wird das Schreiben mit der Hand und damit auch das Lesen handgeschriebener Texte im Zeitalter von Computer und Smartphone ohnehin immer ungewöhnlicher und ungeübter.
Wer sich vergangene Lebenswelten aneignen möchte, die sich zu einem großen Teil in schriftlichen Quellen niederschlagen, kommt also nicht darum herum, die alten Schriften zu studieren und lesen zu lernen. Die Schrift ist der Schlüssel, mit dem sich die Vergangenheit erschließen lässt. Die Wissenschaft, die sich mit der Entwicklung und den verschiedenen Formen der Schrift beschäftigt, heißt „Paläographie“. In diesem Modul können Schülerinnen und Schüler anhand von ausgewählten Schriftstücken die Handschriften aus vergangenen Jahrhunderten kennenlernen und sich gemeinsam im Lesen eines alten Schriftstücks üben.
Das Programm eignet sich für alle Interessenten und insbesondere für die Einbindung in den Deutsch- und Geschichtsunterricht ab der 7./8. Klassenstufe.
Alle Informationen im Überblick: Zielgruppe: Ab Klasse 7/8 Dauer: Ca. 90 Minuten Art des Programms: Einführung und gemeinsame Lektüre Vorkenntnisse: Nicht erforderlich