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09.11.2023

Dokumente für künftige Generationen sichern

Andreas Neuburger, Abteilungsleiter, 20231109
Dr. Andreas Neuburger leitet die Abteilung Archivischer Grundsatz

Dr. Andreas Neuburger hat die Leitung der Abteilung Archivischer Grundsatz übernommen. Zu seinen Zielen gehört, neue Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen – auch durch die Digitalisierung und das Portalangebot des Landesarchivs.

Wer seine Familien- oder Ortsgeschichte erforschen will, Verwaltungsakten benötigt oder Grundbuchunterlagen sucht, ist beim Landesarchiv Baden-Württemberg an der richtigen Adresse. „Die staatlichen Archive dienen nicht allein der Verwaltung, sie sind auch ein wichtiger Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger und für die Wissenschaft“, sagt Andreas Neuburger. Der neue Leiter der Abteilung Archivischer Grundsatz will die Hürden für Nutzerinnen und Nutzer weiter senken. Dabei spielen die Digitalisierung und der Ausbau von Online-Portalen wie LEO-BW und Archivportal-D eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit den übrigen Archivabteilungen sucht das Team der Abteilung Wege, das Angebot des Landesarchivs weiter zu verbessern – inzwischen auch mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Rund 330 Kilometer Akten lagern in den Magazinen des Landesarchivs, davon 160 Kilometer im Grundbuchzentralarchiv in Kornwestheim, das zur Abteilung Archivischer Grundsatz gehört. In den vergangenen Jahren sind dort und überall im Landesarchiv bereits viele Findmittel online bereitgestellt worden. Der Online-Katalog erleichtert es Interessierten, zu erkunden, ob und welche Dokumente es zu ihren Spezialthemen gibt – und immer mehr davon auch digitalisiert online anzuschauen und herunterzuladen. Andere Archivalien müssen allerdings noch erschlossen und aufbereitet werden. Neben jahrhundertealten Urkunden, Korrespondenzen, Rechnungen, Plänen und vielem mehr gilt dies für neue Papierunterlagen und elektronische Akten, die übernommen werden. Bei diesen Aufgaben unterstützt die Abteilung die Archivabteilungen des Landesarchivs.

Wichtig sind die Unterlagen im Landesarchiv nicht nur für die Verwaltung. Zunehmend werden sie auch genutzt, um Unrecht aufzuarbeiten, sagt Neuburger. Viele Anfragen kommen von Nachfahren von Opfern des Nationalsozialismus. Auch für ehemalige Heimkinder sowie für Verschickungskinder sind die Akten oft die einzige Möglichkeit, mehr über ihre Herkunft und die Einrichtungen zu erfahren, in denen sie untergebracht waren. Zu den Herausforderungen gehört ferner, das Archivgut so zu sichern, dass die Dokumente künftigen Generationen weiter zur Verfügung stehen. Säurefraß kann ältere Bestände gefährden. Auf Mikrofilmen gespeicherte Dokumente und Bilder müssen digitalisiert werden, damit sie online ausgewertet werden können. „Jede neue Generation muss sich darüber verständigen, wie sie sicherstellt, dass die Dokumente in 30, 50 und 100 Jahren noch zugänglich sind“, sagt Neuburger. Dafür brauche es auch guten Nachwuchs. Wichtig ist ihm deshalb auch Archivpädagogik und Bildungsarbeit, die ebenfalls zu den festen Aufgaben der Abteilung gehören. Zur politischen und kulturellen Bildung sei es notwendig, dass sich junge Menschen mit der Vergangenheit beschäftigen, sagt Neuburger. Gute Angebote können für Geschichte begeistern, weiß Neuburger aus eigener Erfahrung. Ihn hat die Geschichtswerkstatt an seiner Schule in Weingarten zum Geschichts-Studium an den Universitäten Tübingen und Edinburgh motiviert. In seiner Doktorarbeit erforschte er die politischen Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges im deutschen Südwesten.

Nach dem Archiv-Referendariat am Landesarchiv Baden-Württemberg arbeitete Neuburger ab Mitte 2011 zunächst an den Standorten Sigmaringen und Karlsruhe. Ende 2013 wurde er in Stuttgart Leiter der Stabsstelle des Präsidenten und Referatsleiter in der damaligen Abteilung Fachprogramme und Bildungsarbeit. Seit 2015 leitet er das Referat Erschließung, Digitalisierung, Online-Bereitstellung in der Abteilung Archivischer Grundsatz.